54 ie dienen der sanften Illuminierung des 1824 eröffneten Kurhauses, die 6-armigen, reichverzierten gusseisernen Gaskandelaber. Doch sie ragen mit soviel Grandezza in den Himmel, als wollten sie den Auftritt nicht allein der klassizistischen Fassade mit ihren in „edler Einfalt und stiller Größe“ erhabenen korinthischen Säulen überlassen – Werk des großen badischen Hofbaumeisters Friedrich Weinbrenner. So sind sie selbst zur Sehenswürdigkeit, ja zumWahrzeichen Baden-Badens geworden. Standesgemäß kommt allabendlich bei Einbruch der Dunkelheit ihr „Butler“ und entzündet sie mit einem langen Stab von Hand. Jacques Bénazet, Spielbankpächter seit 1838, drängte auf diese mondäne Beleuchtung, um die Sommerhauptstadt Europas – zu dessen Etablierung er und sein Sohn Edouard (ab 1848) maßgeblich beitrugen – ins rechte Licht zu setzen. Der vertraglichen Verpflichtung als Spielbankbetreiber, für die Unterhaltung der illustren Gäste zu sorgen, kamen sie Die Kurmeile im 19. Jahrhundert Kultur, Kur, Konversation – und Amüsement S mit Leidenschaft, unternehmerischem Mut und Weitblick nach. Sie gründeten das Orchestre de la Conversation – die heutige Baden-Badener Philharmonie –, veranstalteten Bälle, brachten große Künstler wie Franz Liszt auf die Kurhausbühne und engagierten namhafte Architekten – zum Beispiel Charles Couteau aus Paris für den Bau eines neuen Theaters. Das neobarocke Kleinod, nur durch die hübschen KurhausKolonnaden von 1864 vom Kurhaus getrennt, entfaltet in seinem Inneren eine prunkvolle rot-goldene Ausstattung in Rokokomanier – was für eine prachtvolle Bühne für die Gastspiele aus ganz Europa! Für die Eröffnung 1862 schrieb Hector Berlioz eigens die Oper „Béatrice et Bénédict“ und dirigierte die Uraufführung. Im Conversationshaus – wie das Kurhaus früher genannt wurde – rollten derweil die reichtumverheißenden Kugeln.
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